Wissen und Können des Imkers gestalten wesentlich mit die Ergebnisse des Bienenjahres
Gewiss kann auch ein Bienenhalter übelster Art gelegentlich einer Massentracht Honig ernten, aber nur aller Jubeljahre einmal. Verlässlichkeit im Honigertrag erreicht nur der, der über das Warum, Wann und Wie seiner Hantierungen fachlich begründet Bescheid weiß. Wie viele Zufallserscheinungen, deren Begleitumstände nicht beachtet oder falsch gedeutet wurden, werden von unwissenden, lesefeindlichen Imkern zur Grundlage ihrer Betriebsweise gemacht und jahrzehntelang mit Hartnäckigkeit verteidigt. Theoretische Selbstschulung, verbunden mit kurzen Notizen über Beobachtungen an den eigenen Völkern, späteres Durchdenken des Ganzen, Vergleichen mit ähnlichen Erscheinungen führt zum richtigen Gedankenbau, der die Grundlage aller Eingriffe darstellt.
Könner und Nichtkönner scheiden sich am deutlichsten im April,in dem Monat, der für die Beschaffung einer tatbereiten Armee zu Haupttrachtzeit von ausschlaggebender Bedeutung ist. Was im April hinsichtlich Bruterzeugung verpaßt wird, ist im Frühsommer- und Sommertrachtgebieten überhaupt nicht wieder gutzumachen. Schwache Völker in weiten Räumen, flüchtig verpackt mit bescheidenem Futter und überalterter Königin sind vielleicht Ende Juli soweit erstarkt, daß sie als vollwertige Völker angesprochen werden können, aber für eine Ernte kommen sie nicht mehr in Betracht. Schade um jedes Futter und um das bißchen draufverwandte Zeit!
Das Gesetz der 40 Tage tritt erstmalig im April Beachtung fordernd auf den Plan. Von der Eiablage bis zur fertigen Trachtbiene verstreichen ungefähr 6 Wochen. Kamerad, dieses Wissen ist die Grundlage für dein Tun im April. Natürlich musst du Beginn und Dauer deiner ersten Haupttracht wissen. Dazu gehören die Notizen. Gewöhnlich handelt es sich um die letzte Mai- oder erste Juniwoche. Den Bienenkalender zu Hand und 40 Tage zurückgerechnet. Dort also wird der Grund gelegt für die Scharen der Sammlerinnen, die uns den Honig bringen werden – wenn das Wetter dazu stimmt.
Wie bereits gesagt, sind die Völker ihrer Größe entsprechend eingeengt. Wärme, Wärme im April! Nur im wohligwarmen Raume dehnt sich das Brutnest. Verpacke, so dick du kannst! Vermeide jedes unnötige Öffnen, es entzieht Wärme, die zu keiner Zeit so kostbar ist wie im April. Musst du öffnen, dann nur ganz kurz. Wa du hineingibst an Waben, Mittelwänden, Futter, alles ist angewärmt.
Zweitens verlangt der April, dass die Völker im Futter schwimmen. Das ist keine leere Redensart. Die Arbeiterinnen müssen in der Brutwärme die Gewissheit haben, dass sie aus dem vollem wirtschaften und daher die Entwicklung der Tausende von Eiern zu Maden dulden können. Jetzt ist die Reizfütterung am Platze. Abends 1/2 Liter einen Tag um den anderen warm gereicht, aufgeritzte Futterwaben warm eingehangen, möglichst Heidehonigwaben geschleudert oder ungeschleudert. Dazwischen einmal 1 Liter Honig- oder Zuckerlösung! Das schafft Volksentfaltung – allerdings nur, wenn die Triebkraft des Pollens dazu kommt. Reiche abends warm, einen gestrichenen Teelöffel voll Pollenbrei aus dem Vorjahre! Fehlt frischer Naturpollen, hast du auch keine Pollenbretter im Herbst an die Stirnwandgesetzt, dann gib Sojamehl nach Anweisung. Hungerleider im April werden keine Ertragsvölker.
Erweitere das sich dehnende Volk mit einer ausgebauten Wabe, sobald sich Bienen am Fenster sammeln. Nimm Schwächlingen Brutwaben weg und gib sie Mittelvölkern. So wirken die Nachzügler wenigsten etwas Gutes. Stelle hinter der Pollenwabe deiner starken Völker die erste Mittelwand! Schneide guten Ertragsvölkern auf 1 oder 2 Waben unten Ecken weg, dass sie zeitig Drohnen ansetzen können! Beaufsichtige auch deine Wabenvorräte. Geh den Ameisen, die die Brutdunst der starken Völker hinter dem Fenster schätzen, energisch zu Leibe, zerdrücke sie und lass sie an Ort und Stelle liegen. – Imker, alles Augenmerk auf den April gerichtet!
(aus dem Kalender der Leipziger Bienenzeitung 1942)