Historische Monatsanweisung Juli

Aus jeder Saat sprießt eine Ernte

Vollernte oder Fehlernte, je nach geleistetem Einsatz. Auch auf dem Bienenstand. Der Juli bringt in den meisten deutschen Gauen die Honigernte. Esparsette, Linde, Kornblume sind vorüber. Selbstverständlich spielt eine überragende Rolle das Wetter, ob geerntet kann oder nicht. Wenn West- oder Südwestwinde wehten, dann gibt es etwas zu schleudern. Der schädliche Nord- und Ostwind trocknet dagegen die Blüten aus. Aber die Ernte fällt doch ganz verschieden aus, wenn ein denkend tätiger Imker und wenn ein gedankenloser gleichgültiger Imker hinter den Völkern steht.

Des Imkers Saat vom letzten August oder September her über Winter und Frühjahr hinweg ist jetzt zur Ernte gereift, im ungünstigen wie im günstigen Sinne. Auswahl der Königinnen nach Rasse, Ertrag, Alter oder Zufallsköniginnenbestand, Herbstreizfütterung zwecks Erzeugung starker Brutsätze oder nicht. Überwintern in Ruhe oder voller Störungen, im Frühjahr verengte, wohlverwahrte Wohnungen oder schlecht verpackte Eiskeller, Futterüberfluss im April oder Mangel, Zusammenballen der Volkskraft oder Zersplittern durch Schwärmerei: im Juli wirkt sich die Saat aus in Gestalt der verschieden gefüllten Honigtöpfe.

Geschleudert wird, wenn eine Tracht am Erlöschen ist. Unbedingt schleuderreif ist eine Wabe, wenn sie ganz oder bis zu einem Drittel verdeckelt ist. Ganz frisch eingetragenen, noch wässrigen Honig schleudert man, wenn es zu umgehen ist, nicht. Dass öfteres Schleudern denn Fleiß der Bienen anrege, ist angesichts des Schaffendranges der Biene eine irrige Meinung. Oftmaliges Schleudern bringt neben der Mehrarbeit dann und wann Hungerzustände und unreifen Honig zutage.

Die Stellung der Wabe in der Schleuder ist wichtig. Der Honig soll leicht und restlos ausfließen, das Wabenwerk an den Zellrändern möglichst geschont werden. Da die Zellen leicht nach oben gerichtet sind, also nicht waagrecht auf der Mittelwand stehen, muss bei der Hochwabe der Unterschenkel oben in der Schleuder sein, und bei der Breitwabe muss der Unterschenkel vorauslaufend sein. Dass man bei der ersten Seite nur leicht oberflächlich ausschleudert, die Waben dann mit der anderen Seite nach außen stellt, etwas kräftiger dreht und den Wechsel nachher noch zweimal unter kräftigen Schwung vornimmt, sei nur nebenher erwähnt.

Ausgeschleuderte Waben kann man sofort, auch fremden Völkern, wieder einstellen, wenn man sie hinten oder im Honigraum, vor allem gut in kaltes Wasser getaucht hat. Das kalte Wasser verdeckt den aufreizenden Geruch des frischen Honigs und schreckt Räuber ab. Ausgeleckt, trocken kommen die Waben in den Schrank. Honigfeuchte Waben verschmieren durch abtropfen den Wabenschrank, und beim Aussortieren unbrauchbarer Waben ist es schade um die verbliebenen Honigreste. Bei starkem Fluge macht sich die Honigentnahme, das Schleudern am besten. Wer den Honigraum vom Brutraum vor dem Schleudern nicht durch ein Schied trennt, hängt erst alle zu schleudernden Waben heraus. Da fliegen bereits zahlreiche Stechlustige ab ans geschlossene Fenster des Bienenhauses. Dann wird Wabe um Wabe abgeschlagen und weggetan, der Honigraum sofort mit geschleuderten nassgemachten Waben gefüllt, geschlossen und das Bienenhausfenster geöffnet.

Im Juli findet auch die große Heerschau der Königinnen statt. Jetzt ist es noch Zeit, Fehler abzustellen und Ersatzmütter zu schaffen. Besonderes Augenmerk richtet man auf die abgeschwärmten Mutterstöcke, die nachschwärme und Ableger. Im allgemeinen wird gesehen auf lückenlosen Brutstand, auf umfassenden Pollengürtel mit anschließenden Honigbogen, auf Sanftmut. Alle diese Beobachtungen kann man mit der Honigentnahme verbinden. Unbedingt sind Notizen darüber zu machen. Dass die Königin zu zeichnen ist, bedeutet eine Selbstverständlichkeit, weniger wegen des bequemen Findens als wegen der Sicherheit, keinen stillen Umweisler unbekannten Alters vor sich zu haben.

Die Brutbeschränkung wird aufgehoben, Heidewanderer reizen bereits vom 10. Juli ab wieder.

Historische Monatsanweisung Juni

Höhe des Jahres und Höhe des Bienenvolkes fallen zusammen

Innerhalb weniger Wochen eilt das Jahr von Wintersende bis zur Tag- und Nachtgleiche Ende Juni der Höhe zu. Schritt mit ihm muss das Bienenvolk halten. Es ist in seinen Nahrungsbedürfnissen gebunden an die Pflanzenwelt mit ihren Blüten.

Nur die Rücksicht darauf, dass die gesicherte Ernährungslage die Voraussetzung für den Fortbestand des Volkes ist, tritt der Fortpflanzungswille bei außerordentlichem Fließen der Nektarquellen zeitweise zurück. Sonst beherrscht auch das Streben, die eigene Art zu erhalten, zu mehren, auszubreiten, den Bien. Der Fortpflanzungsvorgang im Bienenvolk ist nicht die Begattung der Königin und das sich daraus ergebende Legen befruchteter Eier, sondern es ist der Schwarm.

Darum haben wir es beim Willen zu Schwärmen mit einem Urtrieb, mit dem eigentlichen Lebenstrieb des Bienengeschlechts zu tun. Solcher Trieb ist unausrottbar. Damit hat der praktische Imker zu rechnen. Der Schwarmtrieb wird immer wieder durchbrechen. Beim Imker steht es, ob er sich dadurch um den Honigertrag bringen lassen will oder nicht, also, ob er den Schwarmdrang sich austoben lässt oder es verhindert.

Ein Volk, das sich dem Schwarmdrang hingibt, baut, trägt und brütet nicht mehr. Untätig verharrt es auf den Waben oder hängt in einem Bart vor dem Flugloch. Dem Schwarmdrang kommt der Imker zuvor, indem er verdeckelte Brutwaben samt anhaftenden Bienen entnimmt und gleichzeitig etwa angelegte Weiselnäpfe oder –zellen entfernt. Werden wieder Weiselzellen angeblasen, so war es bereits zu spät. Dann wird die gesamte Brut der Bienen entnommen, im Stock bleibt nur die Wabe mit der Königin, eine Futterwabe, dazu gibt man fünf oder sechs Mittelwände. Die entnommene Brut kann man auf Nachzügler verteilen oder daraus einen Ableger machen.

Einem schwarmlüsternen Volke nur die Weiselzellen herauszubrechen, bessert nichts, da die Spannung im Volke dadurch ja nicht ausgelöst wird. Den gleichen Fehler begeht der, der nach Entfernen der Weiselzellen den Vorschwarm zurückgibt oder dem Vorschwarm die Königin nimmt und ihn aufs Muttervolk zurückfliegen lässt, um starke Nachschwärme zu erhalten. Alles geht auf Kosten der Honigernte.

Zu neuen Völkern kann man auch dadurch kommen, dass man Jungbienen verschieden starker Völker zusammenkehrt, ihnen eine Zelle oder eine geschlüpfte Königin gibt. Einem Schwächling hilft man auch dadurch, dass man ihn mit einem starken Volke verstellt.

Eingefangene Schwärme bringt man nicht sofort in ihre neue Wohnung, sondern lässt sie bis zum Abend sich erst beruhigen und sammeln. An der Stirnwand steht eine leere Arbeiterwabe, dann folgen so viele Mittelwände plus eine, wie der Schwarm Pfunde schwer ist. Bei Nachschwärmen genügen statt Mittelwänden Anfangsstreifen, da hier nur Arbeiterbau ausgeführt wird. Erst vom vierten Abend reicht man Schwärmen allabendlich einen halben Liter Futter, bis die Wohnung ausgebaut ist.

Ungünstig angelegt, z.B. breitgelaufene Schwärme drängt man allmählich durch den Karbollappen zusammen, bis man sie abschlagen oder ablöffeln kann. Hierbei nicht ohne Haube arbeiten!

Der Juni ist der Monat der Zucht. Ob der einzelne Krainer, Nigra oder Heimatstamm züchtet, richtet sich nach den Maßnahmen der Ortsfachgruppe. Es ist sinnlos und dabei unkameradschaftlich durch Eigenbrötelei Zuchtziele der Allgemeinheit zu schädigen. Wahlzucht treibt der einzelne, indem er auf Grund mehrjähriger Beobachtungen immer von den besten Ertragsvölkern nachzieht. Die Belegstelle bürgt für Begattung durch gute Drohnen. Wer die Belegstelle nicht benutzt, darf nur Drohnen guter Völker fliegen lassen. Vorwärtsstrebende Imker schließen sich einer Züchtergruppe an und entgehen damit immer mehr dem Zufallsertrag, gestalten vielmehr ihre Ernten dauernd sicherer.

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